K.O. in 3 Sekunden – Interview mit Michael Smolik, dem amtierendem Profiweltmeister im Kickboxen
“Der Kampfsport hat mich und meine Persönlichkeit geprägt. Ich mache schon mein Leben lang Kampfsport. Bereits als kleines Kind war es mein Traum, der beste Kämpfer der Welt zu werden.
Mein Vater hat mich mit 3 Jahren langsam mit diesem Sport vertraut gemacht und mit 5 war ich das erste Mal im Verein. Mein Vater hat einen extremen Einfluss auf mich gehabt – genau wie mein Bruder. Wir haben viel zusammen trainiert und er war in der Anfangszeit immer der Bessere. Mein Dad hatte eine leichte japanische Erziehungsweise, d.h. er hat immer den Bessern ein bisschen mehr gepusht. Ich glaube, dass er das gemacht hat, um den Anderen wiederum auch nochmal zu pushen.
Ich hab dann als Kind heimlich Kampffilme geschaut (weil ich es natürlich nicht durfte), damit ich sehe, wie man richtig trainiert und habe es im Anschluss versucht in meinem Kinderzimmer nachzuahmen. Das habe ich gemacht, um besser als mein Bruder zu werden. Wenn mein Bruder zum Spielen rausgegangen ist, waren in meinem Kopf immer folgende Gedanken: “Okay, er ist am spielen, d.h. er kann nicht trainieren. Wenn ich jetzt trainiere, werde ich besser als er.” Richtig krass – und dann bin ich auch irgendwann tatsächlich besser geworden – aber ich glaube auch einfach, weil ich mehr Ambitionen habe. Ich wusste schon immer:
Mein Weg ist der Weg des Kriegers, ich muss und will der beste Kämpfer der Welt werden.
Als ich 15 Jahre alt war - ich glaube das war in der 9. Klasse - haben wir von unserem Lehrer eine Aufgabe bekommen. Wir sollten aufschreiben, wo wir uns in 10 Jahren sehen und dann kamen von den Anderen die Klassiker-Antworten: Haus, Studium, Frau, Kinder, dies, das...und bei mir stand einfach nur drauf: Weltmeister. Nur das. Und die haben mich ALLE ausgelacht, alle. Sogar mein Lehrer hat zu mir gesagt: “Micha, überdenke das bitte nochmal, das erscheint mir schon sehr unrealistisch.” Damals war ich nämlich höchstens deutscher Vizemeister in Taekwondo. Mein ganzes Leben lang habe ich immer wieder zu hören bekommen “Das ist unmöglich.”
Mit 16 Jahren bin ich zur Polizei gegangen, nebenbei habe ich aber mit dem Kampfsport weitergemacht. Ich wollte zur Polizei, weil ich nie der Typ war, der jeden Tag immer das Gleiche machen wollte. Ich bin mein eigener Mensch und bei der Polizei kann man ein bisschen freier arbeiten. Trotz der Vorgaben der Chefs und Vorgesetzten kann man – oder muss man sogar – nach eigenem Ermessen handeln. Ich fande es immer ganz toll, dass man die Sachen nicht ganz so strikt abarbeiten muss.
Zudem wollte ich anderen Menschen helfen. Das kam u.a. daher, weil ich in der Schule am Anfang ein “Mobbing-Opfer” war und von Anderen echt fertig gemacht worden bin.
Das habe ich dann durch meine Kraft, meine Fähigkeiten und Gewalt versucht zu kompensieren, um zu sagen: “Hey, guckt mal, ich bin auch Jemand, ich kann auch etwas.”
Dadurch bin ich dann allerdings zu einem der “Bad Boys” geworden und habe damals wirklich sehr viel Streit gesucht; war derjenige, der sehr viele Probleme gemacht und teilweise auch Straftaten begangen hat.
Ich war noch unter 14 Jahren, d.h. noch nicht strafmündig, aber ich habe halt alles gesehen und miterlebt und letztendlich habe ich Andere verletzt - bis ich angefangen habe, darüber nachzudenken und gecheckt habe, dass es stattdessen besser ist, Anderen zu helfen.
Ich glaube, dass deine jetzige Persönlichkeit von deiner Vergangenheit und Kindheit geprägt wird. Ich habe beide Seiten erlebt, aber letztendlich habe ich mich für den guten Weg entschieden.
Wenn man anderen Menschen etwas gibt, bekommt man auch meistens etwas zurück. Ich bin ein Mensch, der glaubt, dass alles im Universum miteinander verbunden ist und ich handle nach dem “Gesetz der Anziehung”. Alles was du gibst, kriegst du wieder zurück. Das heißt allerdings nicht, dass ich Anderen helfe, weil ich etwas zurück haben möchte – das wäre der falsche Ansatz.
Wenn man vom Herzen etwas gerne macht, dann bekommt man automatisch etwas zurück. Manche sagen Karma dazu, ich nenne es Gesetz der Anziehung.
Nachdem ich 15 Jahre lang Taekwondo gemacht habe, bin ich zu Kickboxen gewechselt. Zu dieser Zeit habe ich so gut wie jeden Kampf im Amateurbereich gewonnen und anschliessend Weltmeisterschaften mitgenommen: In Amerika, in London, in Spanien. Ich habe so ziemlich überall auf der Welt gekämpft – bis ich Profi geworden bin.
Als ich Profi geworden bin, musste ich dann eine wichtige Entscheidung treffen: Die (von der Polizei) haben mich vor die Wahl gestellt:
“Möchtest du entweder Profi-Kampfsportler oder Polizist sein? Beides zusammen geht nicht.” Daraufhin bin ich halt gegangen und habe gekündigt – für meinen Traum, Profisportler zu werden.
Als ich 25 Jahre alt war, habe ich meinen Traum verwirklicht und bin Profi-Weltmeister geworden.
Seit 2016 bin ich jetzt Vollzeitprofi, mach’ nur noch das - das ist mein Leben, das gehört einfach dazu. Aber ich habe auch seit ein paar Jahren zusätzlich angefangen, Schauspielunterricht zu nehmen und in Serien mitzuspielen.
Heute treibt mich der Wille an, dass ich international groß werden will. Ich will in die Filmbranche rein, ich will – und das klingt jetzt riesengroß – eine Legende sein.
Trotz meiner (vielleicht für manche Menschen zu weit gefassten) Ziele, bisherigen Erfolge und auch Niederschläge, hat mich der Kampfsport immer auf dem Boden gehalten. Wenn ich z.B extrem wütend bin oder irgend etwas nicht gut gelaufen ist, oder ich traurig bin, gehe ich immer ins Gym und trainiere – und dabei kann ich wirklich alle Emotionen rauslassen.
Das ist das Schöne am Sport – nicht nur am Kampfsport, sondern allgemein am Sport. Man kann die Emotionen beim Training rauslassen und diese Wut oder die Trauer – oder was auch immer man gerade in sich verspürt – in Kraft und Motivation umwandeln.
Zudem habe ich angefangen, zu meditieren und Mentaltraining zu machen, um mein “Mind” ein bisschen zu pushen.
Meine persönliche Meinung ist, dass das Mindset zu trainieren mit eines der wichtigsten Punkte überhaupt ist. Ich finde das fast noch wichtiger, als den Körper zu trainieren. Natürlich gehört beides dazu, aber ich finde das überwiegt noch ein Stückchen. Wenn der Kopf nicht stimmt, kann dein Körper noch so gut trainiert sein, du kannst eine Maschine sein – aber es wird dir nichts bringen.
Wenn du beides miteinander verbindest – Mind und Body – dann bist du wirklich ein Super Hero.
Und das gilt auch im normalen sozialen Leben, im oder auch im Beziehungsleben mit Freunden oder seinen Partnern. Auch Empathie – dass man versucht, Andere zu verstehen – ist sehr wichtig. Es gibt immer einen Grund, wieso ein Mensch so handelt, wie er es eben tut. Jeder Mensch hat eine eigene Geschichte und in der Regel ist es nicht so, dass es irgendeine bösartige Absicht gibt, wenn Jemand einen Fehler macht. Deshalb solltest du nicht mit Hass reagieren, aber merke dir:
Egal was passiert, egal wer was zu dir sagt, wie scheisse du bist, wie schlecht du bist, dass du etwas nicht kannst, mache einfach weiter! Egal was passiert, halte an deinem Traum fest. Das ist das aller, aller, Allerwichtigste.
Es gibt sehr viele, die Ambitionen und Potentzial haben und andere lachen sie aus und reden sie schlecht. Lehrer sagen: “Das schaffst du nicht”, Eltern vielleicht sogar: “Ne, das ist zu gefährlich, mach’ das nicht” – und dann geben die Betroffenen auf. Aber man muss einfach weiter machen und egal wie schwer es ist, egal wie oft man hinfällt, egal wie viele Steine einem in den Weg gelegt werden, irgendwann einmal schafft man es. Ich weiß, dass es schwere Zeiten gibt und ich weiss, dass man oft denkt: “Alter, ich versuche so viel und es funktioniert einfach nicht, es wird nicht klappen.” - aber letztendlich muss man sich einfach immer wieder sagen:
Egal ob es in einem halben Jahr, in einem Jahr oder in 10 Jahren ist, irgendwann wird es passieren.
Keine Zeit für Training? Dieser Vater schafft die Balance zwischen Bodybuilding und der Tätigkeit als Pilot
Nachdem ich Gaurav Tanejas Geschichte gehört habe, ist es schwer zu glauben, dass er die gleiche Anzahl von Stunden am Tag hat, wie alle anderen.