Studie zeigt, wie dein Stressempfinden deine Gesundheit beeinflussen kann
Von Jamie Haleva
Jeder ist mal gestresst – es ist ein unvermeidbarer Teil der modernen Gesellschaft. Evolutionär gesehen übernahm die Stressreaktion eine wichtige Funktion, die uns vor Gefahren warnte, doch in der heutigen Zeit kann sie mehr schaden als helfen.
Gemäß des American Institute of Stress fühlen sich 57% der US-Bürger paralysiert vom Stress. Zudem fühlen sich sage und schreibe 94% bei der Arbeit gestresst (1).
Es ist nicht allzu überraschend, dass Stress für viele Menschen zu bestimmten Zeiten im Leben ein Problem darstellt und es kann zudem auch auf die Gesundheit schlagen, wenn wir uns nicht darum kümmern.
Stress steht mit einer Vielzahl von medizinischen, psychologischen und verhaltensbezogenen Gesundheitskomplikationen, darunter Insomnie und gewalttätiges Verhalten, in Verbindung (2).
Aber hat die Stresswahrnehmung einen Einfluss darauf, wie uns Stress beeinflusst? Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat versucht mehr darüber herauszufinden.
Lass uns aber zunächst einmal einen Blick darauf werfen, wie Menschen auf Stress reagieren.
Zwei Stressreaktionen
Gemäß des biopsychosozialen Modells gibt es zwei Wege, wie wir auf Stress reagieren können. Entweder nehmen wir es als Bedrohung oder als Herausforderung wahr (3). Ausgehend von diesem Modell nehmen Menschen, die über genügend Ressourcen verfügen, um mit dem Stressor fertigzuwerden, den Stress als Herausforderung wahr. Auf der anderen Seite wird der Stress als Bedrohung wahrgenommen, wenn wir uns unvorbereitet fühlen (3).
All dies läuft unterbewusst ab, was bedeutet, dass die meisten Menschen nicht einmal wahrnehmen, wie sie auf Stress reagieren oder welche Konsequenzen sich aus dieser Reaktion ergeben.
Bisherige Forschung hat gezeigt, dass es vorteilhaft sein kann, wenn wir Stress als Herausforderung wahrnehmen. Dies wird mit einer verbesserten Aufgaben-Performance, weniger Ängstlichkeit und besserer Aufmerksamkeitskontrolle assoziiert (3).
Es gibt allerdings nicht besonders viel Forschung darüber, wie unterschiedliche Stressreaktionen unsere Gesundheit beeinflussen – und genau diese Lücke wollte die Studie, um die es nun geht, füllen.
Die Studie
Die Untersuchung, die unter dem Titel „The tendency to appraise stressful situations as more of a threat is associated with poorer health and well-being“ in Stress and Health publiziert wurde, hat sich die Auswirkungen des Stressempfindens auf die Gesundheit der Probanden angesehen. Britische Wissenschaftler der University of Bath führten Umfragen bei 395 Sportlern durch, um die Effekte von Stress auf verschiedene Aspekte der Gesundheit, u.a. die mentale und physische Gesundheit und das Wohlbefinden, hat (3).
Hierzu konfrontierten die Forscher die Probanden mit 15 hypothetischen aber stressigen Ereignissen (z.B. man findet heraus, dass man unter einer chronischen Erkrankung leidet).
Für jedes hypothetische Ereignis fragte man die Studienteilnehmer wie anspruchsvoll es sich anfühlte und ob sie der Ansicht waren über ausreichende Ressourcen verfügen zu können, um damit fertigzuwerden. Entsprechende Punktzahlen wurden auf Basis der Antworten vergeben. Das Forscherteam sammelte zusätzlich zu den Umfragen Daten, die Auskunft über die mentale und physische Gesundheit, sowie das psychologische Wohlbefinden gaben.
Die Ergebnisse
Erstmalig konnte gezeigt werden, dass die gewohnheitsmäßige Wahrnehmung von stressigen (bedrohlichen) Ereignissen mit einer nachteiligen Wirkung auf die mentale und physische Gesundheit, sowie das Wohlbefinden einhergeht, als stressige Ereignisse, die mehr als Herausforderung empfunden werden (3).
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Wahrnehmung eines Ereignisses als Bedrohung mit einer erhöhten Ablenkung durch nicht relevante, gefährliche oder negative Stimuli einhergeht – dabei handelt es sich um eine Aufmerksamkeitsverzerrung, die häufig bei Angststörungen beobachtet werden können (3). Eine andere, potenzielle Erklärung könnte damit zusammenhängen, dass bedrohlich wahrgenommener Stress mit vermeidenden Coping-Mechanismen assoziiert ist, die langfristig zu mentalen Gesundheitsproblemen und einer Verschlechterung des Wohlbefinden führen könnten (3).
Aktuell wird noch mehr Forschung in diesem Bereich benötigt, um konkretere Aussagen treffen zu können.
In Bezug auf die physische Gesundheit zeigte sich eine Verbindung von als bedrohlich wahrgenommenen Stress und negativen Folgen, wie z.B. mehr Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen und Schlafstörungen (3). Die Wissenschaftler spekulieren, dass dies damit zu tun haben könnte, dass negativ wahrgenommener Stress eine schädliche Wirkung auf die Immunfähigkeit zur Infektionsabwehr haben könnte (3).
Welche Lehren können wir aus dieser Studie also ziehen? Die Forscher raten dazu den Stress als positiv wahrzunehmen. Dies kann Stress, der als bedrohlich empfunden wird, limitieren und die Reaktion des Körpers verbessern.
Diese Taktik trifft auch auf die physische Stressrepräsentation zu. Die Forscher zeigen dabei auf, dass physische Stressreaktionen, wie z.B. eine beschleunigte Herzschlagrate oder eine schnellere Atmung als hilfreiches Werkzeug dienen können, so dass der Körper nicht so negativ beeinträchtigt wird.
Take Home Message
Hier hast du also die Antwort – die Körper-Geist-Verbindung ist real und auch wenn wir Stress niemals gänzlich vermeiden können, spielt die Art und Weise, wie wir Stress wahrnehmen, eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Wenn du also das nächste Mal in eine stressige Situation gerätst, kannst du ihr mit einem positiven Mindset begegnen und die Situation als Herausforderung sehen, die es zu überwinden gilt. Dies könnte dazu beitragen, dass du dich insgesamt besser fühlen wirst
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